EAN-Kongress: COVID-19 führt zu signifikanten kognitiven und Verhaltensproblemen bei Patienten
COVID-19–Patienten leiden zwei Monate nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus an kognitiven und Verhaltensproblemen. Das bestätigt eine neue Studie, die auf dem 7. Kongress der European Academy of Neurology vorgestellt wurde[1].
Wien. Bei Patienten, die innerhalb von acht Wochen nach einer COVID-19-Erkrankung untersucht wurden, wurden Probleme mit dem Gedächtnis, dem räumlichen Bewusstsein und der Informationsverarbeitung als mögliche Nachwirkungen des Virus festgestellt.
Laut der Studie meldete zudem jeder fünfte Patient eine posttraumatische Belastungsstörung, und 16 % davon klagten über depressive Symptome.
In der italienischen Studie wurden neurokognitive Fähigkeiten getestet, und zwei Monate nach den COVID-19-Symptomen MRT-Scans des Gehirns der Patienten durchgeführt. Mehr als 50 % der Patienten berichteten von kognitive Störungen; 16 % hatten Probleme mit ausführenden Funktionen (Arbeitsgedächtnis, flexibles Denken und Informationsverarbeitung), 6 % hatten visuell-räumliche Probleme (Schwierigkeiten bei der Beurteilung von Tiefe und Kontrast), 6 % hatten ein gestörtes Gedächtnis, und bei 25 % zeigte sich eine Kombination all dieser Symptome.
Die kognitiven und psychopathologischen Probleme waren bei jüngeren Menschen deutlich stärker ausgeprägt, und die Mehrheit der Patienten unter 50 Jahre hatte Probleme mit den ausführenden Funktionen.
In der gesamten Stichprobe war die Schwere der akuten Atemwegssymptome von COVID-19 während des Krankenhausaufenthaltes mit einer niedrigen Leistung der Ausführungsfunktion verbunden.
Darüber hinaus zeigte eine Längsschnittbeobachtung derselben Kohorte 10 Monate nach der COVID-19-Erkrankung einen Rückgang der kognitiven Störungen von 53 auf 36 %, aber ein anhaltendes Vorhandensein einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und von depressiven Symptomen.
Der leitende Autor der Studie, Prof. Massimo Filippi vom Wissenschaftlichen Institut und der Universität Vita-Salute San Raffaele, Italien, erklärte: „Unsere Studie hat bestätigt, dass signifikante kognitive und Verhaltensprobleme mit COVID-19 assoziiert sind und auch einige Monate nach der Remission der Krankheit bestehen bleiben.“
Ein besonders alarmierendes Ergebnis sind die Veränderungen bei den ausführenden Funktionen, die es den Menschen schwer machen, sich zu konzentrieren, zu planen, flexibel zu denken und sich an Dinge zu erinnern. Diese Symptome betrafen drei von vier jüngeren Patienten im erwerbsfähigen Alter.“
Es wurde kein signifikanter Zusammenhang zwischen der kognitiven Leistungsfähigkeit und dem Hirnvolumen in der Studie beobachtet.
„Es sind größere Studien und längerfristige Folgeuntersuchungen erforderlich, aber diese Studie legt nahe, dass COVID-19 mit signifikanten kognitiven und psychopathologischen Problemen assoziiert ist“, erklärte Dr. Canu vom Krankenhaus San Raffaele in Mailand, Erstautor der Studie, abschließend. „Eine angemessene Nachbetreuung und Behandlung ist von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass Patienten, die im Krankenhaus behandelt worden sind, angemessen unterstützt werden, um diese Symptome zu lindern.“
- Kognitive und Verhaltensmerkmale einer Kohorte von Patienten in der COVID-19-Phase nach der Akutphase. Präsentiert auf dem 7. EAN Kongress 2021.
European Academy of Neurology/Kongress.News, Foto: Systembild für: Kognitive und Verhaltensmerkmale von Patienten © IStock